Der Offroader unter den Kodiaq

Scout gehört bei Skoda schon lange zu den beliebten Variationen der Modellreihen. Auch beim Kodiaq wird dabei grosses Gewicht auf mehr optische Robustheit gelegt – aber nicht nur, wie sich im NZZ-Test zeigt.

Martin Schatzmann
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Starke horizontale Linien verleihen dem Kodiaq den bulligen Auftritt und lassen ihn sehr gross erscheinen. Nach dem Yeti ist er der erste «konventionelle» SUV von Skoda, und als Scout bietet er den für die Variante üblichen Robust-Zuschlag. (Bild: M. Schatzmann)

Starke horizontale Linien verleihen dem Kodiaq den bulligen Auftritt und lassen ihn sehr gross erscheinen. Nach dem Yeti ist er der erste «konventionelle» SUV von Skoda, und als Scout bietet er den für die Variante üblichen Robust-Zuschlag. (Bild: M. Schatzmann)

Mit dem Yeti war Skoda zwar schon seit 2005 mit einem kompakten SUV im Markt, der mit seiner Kastenform aber von der herkömmlichen SUV-Optik abwich. So war der Kodiaq 2016 der erste «echte» SUV der Tschechen und hat mit seinem äusserst bullig wirkenden Kühler einen wuchtigen Auftritt. Wie stark die Optik das Empfinden beeinflusst zeigt die Tatsache, dass der 4,70 m lange Wagen, der als Fünf- oder als Siebensitzer erhältlich ist, von den Aussenmassen her identisch ist mit dem viel filigraner wirkenden Alfa Romeo Stelvio.

Der Kodiaq Scout verfügt neben Unterfahrschutz und 19-Zoll-Rädern über silberfarbene Zierelemente an der Front sowie eine silberfarbene Dachreling. Es gibt ihn lediglich in den beiden Topmotorisierungen als 180-PS-Benziner und als der geprüfte 190-PS-Turbodiesel. Letzterer kostet ab 47 500 Franken und ist damit rund 3000 Franken teurer als die Benziner-Version. Der Scout hat eine spezifische, erweiterte Ausstattung, die ihn zu einem Topmodell in der Kodiaq-Reihe werden lässt. Wenngleich dabei Elemente wie die beheizbaren Waschdüsen Aufpreis kosten, ist das Connect-Kommunikationsystem Serie und ermöglicht es dem Fahrer, diverse Statusabfragen mittels Smartphone zu tätigen. Zum Beispiel: Ist der Wagen verriegelt? Ist das Licht gelöscht? Wie ist der Fahrzeugzustand? Welches sind die letzten Fahrdaten? Wo steht der Wagen aktuell? Fernbefehle jedoch können nicht erteilt werden.

Die optionale dritte Sitzreihe ist eher für Kinder konzipiert. Sie lässt sich bei Nichtgebrauch im Kofferraumboden versenken. (Bild: M. Schatzmann)

Die optionale dritte Sitzreihe ist eher für Kinder konzipiert. Sie lässt sich bei Nichtgebrauch im Kofferraumboden versenken. (Bild: M. Schatzmann)

Interieur

Über mangelnden Platz kann sich im Kodiaq niemand beschweren, die optionale dritte Sitzreihe jedoch ist nur als Notsitze und für Kinder ausgelegt. Die zweite Sitzreihe lässt sich um 18 cm längs verschieben und die Lehnenneigung in fünf Stufen justieren. Den Zustieg in die dritte Reihe gibt ein einfach bedienbarer Klappmechanismus frei, der allerdings keine Memory-Funktion besitzt. Mit 270 bis 630 Litern bietet der Kodiaq als Siebensitzer bereits ein respektables Kofferraumvolumen, das beim Fünfsitzer ohne die dritte Reihe bei beträchtlich höheren 720 Liter liegt. Die Materialwahl wirkt hochwertig und umfasst im Scout angenehme Leder-Alcantara-Sitzbezüge als Standard. Gute Sitzqualität, eine leicht verständliche Bedienung und eine gute Verkehrsübersicht runden das Paket positiv ab.

Praktisch beim Anhängerbetrieb ist die Option der Umgebungskameras und des Trailer-Assistenten. Das eine erleichtert beim Ankuppeln das Positionieren von Anhängerkupplung und Deichsel, das andere vereinfacht das Rückwärtsmanövrieren der Anhängerkombination beträchtlich. Die dafür nötigen Bedien- und Anzeigeelemente lassen sich allesamt in den serienmässig beim Scout vorhandenen Hebeln und Anzeigen integriert. Dynamische Navigation mit 8-Zoll-Touchscreen ist Serie, kann aber durch eine erweitertes System mit 9,2 Zoll Screen ausgebaut werden.

Klar geführte Karosserielinien machen die Heckansicht ansprechend elegant. Optional ist eine elektrische Heckklappe erhältlich. (Bild: M. Schatzmann)

Klar geführte Karosserielinien machen die Heckansicht ansprechend elegant. Optional ist eine elektrische Heckklappe erhältlich. (Bild: M. Schatzmann)

Set-up

Mit dem Scout ist die Fahrprofilauswahl serienmässig dabei und umfasst auch einen Offroad-Modus. Bei Letzterem wird die Reaktion aufs Gas gedämpft und ABS erlaubt geringes Blockieren der Bremse, um bei lockerem Untergrund den Aufbau eines Bremskeils vor den Rädern zu ermöglichen. Auch die Funktionen der übrigen Antriebselemente wie Schlupfregelung und Differenzialbremse werden im Offroad-Modus auf schlechtes Terrain angepasst. Die adaptive Dämpferregelung DCC ist erhältlich, aber auch beim Scout Option. Das Fahrwerk ohne DCC ist eher straff abgestimmt und verhilft dem grossen SUV zu einem Fahr- und Lenkverhalten mit angenehm direktem Charakter. Der Wagen bügelt die unterschiedlichsten Fahrbahnunebenheiten sauber aus, einzig bei kurzen, wirklich intensiven Schlägen neigt die Hinterachse etwas zum Poltern. Die für diese Wagengrösse empfehlenswerten Spurhalte- und Totenwinkelassistenten lässt sich Skoda extra bezahlen, der serienmässige, bis 160 km/h aktive Abstandstempomate ist Scout-Serie und überzeugt mit guter Funktionalität.

Antrieb

Der bekannte und bewährte Zweiliter-Vierzylinder zeigt sich mit 190 Diesel-PS als potenter und zugleich angenehmer Antrieb, arbeitet leise und durchzugsstark. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb sind hier Serie. Damit beschleunigt der Wagen in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und er wird in freier Wildbahn bis 210 km/h schnell. Spürbare Veränderungen im Ansprechverhalten ergeben sich durch die Fahrmodi, wobei die Normalposition als am harmonischsten erscheint. In Eco erfolgt das Ansprechverhalten aufs Gas eher zögerlich und auch die Rückschaltvorgänge des Doppelkupplers wirken beinahe unschlüssig. Zugleich aber bietet Eco eine treibstoffsparende Segelfunktion, bei der sich der Motor bei gelupftem Gasfuss abkuppelt und der Wagen im Leerlauf über weite Strecken antriebslos weiterrollt. Auch dadurch erscheint der Normverbrauch von 5,7 l/100 km als ein realitätsnahe Grösse.

Gut ablesbare Instrumente und logisch angeordnete Anzeigen sind Stärken von Skoda, auch im Kodiaq Scout. (Bild: M. Schatzmann)

Gut ablesbare Instrumente und logisch angeordnete Anzeigen sind Stärken von Skoda, auch im Kodiaq Scout. (Bild: M. Schatzmann)

Ökonomie

Im Alltag pendelte sich der mehrheitlich auf der Autobahn erzielte Testverbrauch bei 6,6 l/100 km ein, wobei wir mit etwas Eco-Effort locker auch 6,2 Liter erzielen konnten. Eine gute Basis, um mit dem doch knapp 1800 kg schweren SUV bei den Alltagskosten nicht in obere Sphären zu geraten. Der Basispreis von 47 500 Franken ist fürs Gebotene durchaus gerechtfertigt, es gehört aber kein Gratisservice dazu, was die Kostenbilanz jedoch nur minimal verschlechtert.

Fazit

Im Segment der grossen SUV gehört der Kodiaq auch als Scout zur attraktiven jungen Generation. Er gibt mit guter Ausstattung zwar kein Sonderangebot ab, ist aber eine ansprechende Alternative zur etablierten und zur ebenfalls aufstrebenden Konkurrenz im scheinbar ungebremst wachsenden SUV-Segment. Für Kunden mit grossem Platzbedarf oder mit dem Wunsch nach robustem Auftritt ist der Scout mit seiner wuchtigen Optik ein fast schon ideales Angebot. Wen jedoch die optische Grösse schreckt, dem empfiehlt sich eine Testfahrt, bei der sich ein Teil der Dimensionen relativiert. Oder er findet im Hause Skoda im jüngst lancierten Karoq eine gegebenenfalls passende Kompaktalternative.

Skoda Neuzulassungen in der Schweiz 2015 – 2018

Anzahl Fahrzeuge 
2015
2016
2017
2018

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