Skoda Octavia RS 245 im Test: Diskreter Dynamiker

Der bisher leistungsstärkste Octavia im Programm der tschechischen VW-Tochter ist der auf 245 PS erstarkte RS. Im NZZ-Test zeigt sich, ob der Fronttriebler diese Kraft auf den Boden bringt und ob er gegen die teils stärkere Konkurrenz mithalten kann.

Herbie Schmidt
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Der Skoda Octavia RS 245 ist eine ausgewogene sportliche Kompaktlimousine mit einem dicken Plus an Platz. (Bild: PD)

Der Skoda Octavia RS 245 ist eine ausgewogene sportliche Kompaktlimousine mit einem dicken Plus an Platz. (Bild: PD)

Gerade erst hat der Skoda Octavia den VW Golf erstmals an der Spitze der meistverkauften Fahrzeugmodelle der Schweiz abgelöst. Und obwohl das sportliche Topmodell RS 245 gleich wie der Golf GTI Performance motorisiert ist, bietet er gegenüber dem langjährigen Bestseller des VW-Konzerns einige Vorteile. Eines vorweg: Der Preis ist es nicht, vielmehr das Gesamtpaket.

Interieur

Der Innenraum überzeugt mit seinen gut verarbeiteten Alcantara-bezogenen Sitzen mit hohem Seitenhalt. Der Platz für die Fondpassagiere ist markentypisch grosszügig. Das Infotainment ist einfach zu bedienen und entspricht dem des Konzernbaukastens. Lediglich die vielen Fingerabdrücke, die auf dem Touchscreen zurückbleiben, sind störend. Genauso wie der reichliche Einsatz von schwarzem Klavierlack, der Staub anzieht und zum häufigen Putzen animiert. Die Folge: Lauter kleine Kratzer und noch mehr statische Aufladung für noch mehr Staub. Einen klaren Vorteil gegenüber dem Golf GTI Performance bietet der riesige Kofferraum. Die im Test zur Verfügung stehende in der Schweiz seltene Fliessheckversion ermöglicht trotz flach abfallender Heckscheibe selbst das Verstauen von vier nebeneinander aufgereihten Rädern sowie reichlich Zusatzgepäck. Applaus!

Rote Kontrastnähte gehören zum Standard, das DSG ist optional erhältlich. (Bild: PD)

Rote Kontrastnähte gehören zum Standard, das DSG ist optional erhältlich. (Bild: PD)

Set-up

Das Fahrwerk bietet selbst in der sportlichsten Voreinstellung noch erstaunlich viel Komfort, dennoch ist die Seitenneigung in dynamischen Kurvenfahrten gering. Ein Manko bei den adaptiven Dämpfern stellen die Nebengeräusche dar, die sich insbesondere auf rumpeligem Untergrund, etwa Kopfsteinpflaster, sehr deutlich vernehmen lassen. Ein solches «Klock-klock» gab es vor zehn Jahren beim Opel Insignia, doch die Rüsselsheimer haben das Problem seither gelöst. In Mlada Boleslav müsste hier noch nachgearbeitet werden. Immerhin tröstet die angenehme und schön direkte Lenkung über diesen Minuspunkt hinweg.

Antrieb

Der Zweiliter-Turbobenziner zeigt sich insbesondere im mittleren Tourenbereich ab 2000 U./min äusserst durchzugsstark und erweist sich als stolzer Vertreter Wolfsburger Ingenieurskunst, die von den Tschechen gut in den Octavia RS 245 implementiert wurde – MQB sei Dank. Gleiches gilt für das gut abgestufte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe des Testwagens. Der agile Kompaktwagen bewegt sich äusserst flott durch Stadt und über Land, einzig das Sound-Tuning überzeugt nicht so recht. Das Brummen tönt im Innenraum vor allem im Sport-Programm etwas gar synthetisch. So etwa könnte man sich das Knurren eines elektronischen Wachhunds vorstellen. Das hat der RS 245 gar nicht nötig.

Selbst der auf dem Kofferraum montierte zierliche Heckflügel wirkt dezent. (Bild: PD)

Selbst der auf dem Kofferraum montierte zierliche Heckflügel wirkt dezent. (Bild: PD)

Ökonomie

Im Test, der einen hohen Anteil dynamischer Fahrten auf Alpenpässen und der deutschen Autobahn enthielt, kam der Octavia RS 245 im Schnitt auf 8,9 Liter je 100 Kilometer. Der Wert liegt zwar deutlich über dem Normverbrauch, ist jedoch für eine so sportliche Kompaktlimousine ein mehr als akzeptabler Wert. Es bleibt zu hoffen, dass der sportlichste aller Skoda Octavia auch nach der Bestückung mit dem ab nächstem Jahr obligatorischen Feinstaubfilter seine hohe Effizienz wird halten können.

Fazit

Genau genommen handelt es sich beim Skoda Octavia RS 245 um einen verkleideten VW Golf GTI Performance. Preislich dürfte er selbst bei akribischem ausstattungsbereinigten Vergleich nur unwesentlich günstiger sein als der Wolfsburger Bruder. Was für den Tschechen-Express spricht, sind der Raumgewinn im Innern samt Praktikabilität sowie die hübschen serienmässigen Aluräder. Trotz seines Heckflügels ist er zudem ähnlich diskret wie der Golf. Insgesamt stellt der Wagen mit seinen 245 PS für gut 44 000 Franken ein interessantes Angebot auch für jüngere Käufer dar.

Skoda Neuzulassungen in der Schweiz 2015 – 2018

Anzahl Fahrzeuge 
2015
2016
2017
2018

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